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Freitag, 29. Januar 2021

Wicked: Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit - Jennifer L. Armentrout

Wenn man mit der Verharmlosung von Aufdringlichkeit,  Übergriffigkeit, Sexismus und Manipulation kein Problem hat, eigentlich ein ganz nettes Buch.


Leider beobachte ich den Trend jetzt schon seit ein paar Jahren, dass die Charakterkonstruktion der Jungs in diesem Genre immer niveu- und respektloser gegenüber den handelnden Protagonistinnen wird. Meistens kommt es, zu allem übel, dann auch noch zu einer Lovestory, weil das entsprechende Mädchen dieses Verhalten nicht nur duldet, sondern auch noch attraktiv findet. Eine in meinen Augen sehr gefährliche Entwicklung... 


Auf den ersten Blick ist Ivy Morgan eine normale junge Frau: Sie genießt das Studentenleben in New Orleans, und ist, seit dem tragischen Verlust ihrer ersten großen Liebe, überzeugter Single. Nur wenige ihrer Freunde wissen, dass Ivy einem Orden angehört, der die Menschen in New Orleans vor übernatürlichen Wesen schützt. Eines Tages wird Ivy von einer Fae angegriffen und schwer verletzt. Schnell ist klar, dass es bei dem Fae-Angriff nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, deshalb schickt der Orden seinen Elite-Mann Ren Owens nach New Orleans, um die Sache gemeinsam mit Ivy aufzuklären. Ren ist attraktiv, arrogant und flirty – alles Dinge, die Ivy gehörig auf die Nerven gehen. Doch er ist auch so verboten sexy, dass sie ihm schon bald nicht mehr widerstehen kann ...

Also erst einmal muss ich, glaube ich, klarstellen, dass ich grundsätzlich nichts gegen dieses (auch nicht gerade neue) Konstrukt des Bad Boys habe. Dieser an sich bringt - wenn er gut gemacht ist - Spannung in die Story und mit Glück eine dritte Dimension, in der gezeigt wird, dass zum Beispiel auch Männer traumatische Ereignisse verarbeiten müssen, und sich dies meist in einem deutlichen Verlust des Gefühlsausdrucks zeigt. Von einem gekonnten Nutzen dieses Konstrukts sind wir hier jedoch weit entfernt. Es gibt so eingie Dinge, die mir hier harsch auf den Magen schlagen, und da spreche ich noch nicht mal von den eben angesprochenen Problemen. 
Doch fangen wir mal mit den guten Sachen an: Ich mag Ivy. Wirklich. Ab und zu ist sie mit ihrer künstlich taffen Art zwar sehr nervig, dafür kann jedoch primär der Charakter nichts, sondern die Autorin. Hier wurde einfach zu viel von allem in eine Person gepackt, als hätte man die Sättigung eines Bildes bis zum Anschlag hochgeschraubt. Ivy wirkte unnahbar, dümmlich und ignorant, und trotzdem hatte sie etwas, dass mich faszinierte. Vielleicht gerade diese toxische Mischung? Wenn sie mir nicht gerade auf den Zeiger ging, konnte ich sogar fast nachvollziehen, wie und warum sie agierte, auch wenn mir ihre Gefühle ein Rätsel blieben. Man konnte leider nie vergessen, dass sie eine künstlich herangezogene Buchfigur war, aber ich hatte mit dem anderen Protagonsiten, Ren, so viele Probleme, dass mich das kaum störte. 
Dieser ist nämlich der Innbegriff toxischer Maskulinität. Er akzeptiert ihr Nein nicht, stalkt sie, verfolgt sie sogar in ihre Wohnung und bricht dort ein, spricht sie dermaßen sexistisch an (und ja, eine Fremde ''Süße'' oder ''kleiner Esel'' zu nennen ist für mich nicht okay) und manipuliert sie das ganze Buch über. Und das Schlimmste daran ist: SIE STEHT DRAUF. In einem Buch, welches primär eine doch relativ junge Zielgruppe anspricht, welche vielleicht gerade anfängt ihre Sexualität zu entdecken, ist ein solches Beziehungsbild absolut inakzeptabel! Das darf nicht passieren! Auch wenn man darüber streiten kann, inwiefern man als Autor:in für die Wirkung seiner / ihrer Bücher verantwortlich ist, darf dass nicht für junge Mädchen und Jungs normalisiert werden. Das geschieht jedoch leider in der aktuellen Literaturlandschaft, nicht nur in diesem Werk. Die männlichen Protagonisten werden immer dominanter, immer respektloser und die weiblichen immer unterwürfiger. Und das bemerkt man in so jungen Jahren nicht mal, weil die Protagonistin ansonsten ja sehr charakterstark sein soll! Es wird vermittelt, dass es nun mal heiß ist, wenn ein fremder Mann, der dich zudem auch noch charmlos angräbt, mitten in der Nacht plötzlich in deinem Bett liegt, oder dir sagt, was du zu tun und zu lassen hast. Bei dem Gedanken an die vielen jungen Menschen mit diesem Buch in der Hand, die vielleicht noch nie eine Beziehung hatten, bekomme ich Herzrasen. Mag sein, dass ich das vielleicht etwas dramatisiere, aber ich sehe es nicht ein, dieses unnötige Risiko einzugehen, wenn es doch auch anders geht! Beipsiel: Jace aus ''Chroniken der Unterwelt''. Ihm wurden Gefühle von seinem Vater verboten, dieser tötete sogar sein Haustier, weil er es lieb gewonnen hatte, und schottete sich deshalb von seinen Gefühlen ab und driftete in ein Bad Boy - Muster. Clary half ihm dabei, dem zu entfliehen und wieder Gefühle zuzulassen - TADAAAA. Da ist euer ach so geliebter Bad Boy und eine Hintergrundstory, die sich mit dem Problem des Unterdrückens von Gefühlen bei Männern beschäftigt. 

Besonders schade finde ich das alles ja nur, weil ich die Story an sich eigentlich wirklich interessant finde. Die Welt wirkt in sich logisch und auch wenn es einige kleine Ungereimtheiten gibt, mag ich die Idee. Das ist wohl auch der einzige Grund, warum ich dieses Buch beendet habe und auch die Folgeteile las. Obwohl ich mit denen ja auch noch mal ein ganz anderes Problem habe... Aber dazu in einer anderen Rezension mehr. 

Um das also noch mal zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen: Protagonisten = platt und grauenhaft! Es wurde mit der Zeit besser ... oder eher erträglicher, aber auf keinen Fall authentisch. Die Story hingegen hat mich überzeugt. Sie war zwar nicht neuartig oder groß ausgeklügelt, aber man will sie gerne verfolgen. Der Schreibstil war unproblematisch. Flüssige Wortabfolge, schöne Auswahl an Begriffen und Beschreibungen und nicht zu lange Ausschweifungen. 

Trotzdem kann ich einfach nicht mehr als 4 Punkte geben... Einen für die Story, den Schreibstil, den Spannungsbogen und zuletzt einen für die Hoffnung und das Potential, welche(s) nun auf dem zweiten Band liegt. 


4 / 10 Feen



Allgemeines zum Buch:
Erscheinungsdatum : 10.09.2018
Preis                        : 14,99€
Seitenzahl                : 480

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