Diesen Blog durchsuchen

Mittwoch, 7. Oktober 2020

NEBEL - Ragnar Jónasson

(Rezensionsexemplar) 

 Die Kälte vor dem Fenster hält Einzug in die Gedanken der Menschen.

Während es auch hier in Deutschland langsam kälter wird, steht Island zur Weihnachtszeit grausamen Schneestürmen bevor. Und dass das nicht spurlos an den Menschen vorbeigeht, ist schnell abzusehen...

Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, kehrt nach einem Schicksalsschlag gerade wieder in ihren Beruf zurück. Um sie bei der Wiederaufnahme der Arbeit zu unterstützen, wird Hulda von ihrem Chef mit einem neuen Fall betraut: Mehrere Leichen wurden in einem abgelegenen Bauernhaus im Osten des Landes gefunden, und alles deutet darauf hin, dass sie dort schon seit einigen Wochen liegen. Was ist während der Weihnachtstage geschehen, als das Bauernhaus durch einen Schneesturm vom Rest der Welt abgeschnitten war? Und gibt es ein Entkommen vor der eigenen Schuld?

Dies ist der dritte Teil und damit der Abschluss zur Trilogie um Hulda. Nach wie vor finde ich es sehr interessant und einmalig, wie die Geschichte rückwärts erzählt wird. Dieses Buch endet 20 Jahre vor dem ersten Band, und ist somit eigentlich der Beginn von Huldas Abenteuern. 
Eine Folge davon ist jedoch, dass man den Ausgang von vielen Problemen, die hier erstmals auftreten, schon kennt, und deshalb die Spannung an einigen Stellen verloren ging. Außer bei dem aktuellen Mordfall, weiß der Leser in jedem Bereich von Huldas Leben bescheid, wie es enden wird, weshalb man an ihr als Person leider schnell das Interesse verliert. Es geht praktisch nur noch um ihren Beruf. Nicht dass ich das schlecht finden würde, ihre Kriminalarbeit ist sehr interessant und ich finde es krass, wie sie sich als Frau in einem männerdominierten Beruf beweisen muss. Auch Island als Handlungsort macht neugierig und ich empfand die Kulisse als sehr gelungen integriert. 
Ebenfalls clever war, dass Weihnachten als Handlungszeit gewählt wurde, da es den Ereignissen sehr zugute spielte und die Handlungen noch glaubwürdiger erscheinen ließ. 
Die Charaktere waren, wie in den Werken zuvor, sehr gut ausgearbeitet. Facettenreiche dreidimensionale Protagonisten bekamen menschliche Fehler und Eigenschaften zugeschrieben, und gerade Hulda bildete ein Paradebeispiel eines guten Charakterkonstrukts. Auch empfand ich sie als weniger wehleidig, als in den Teilen zuvor, was ich unbedingt positiv hervorheben möchte. Lediglich Jóns (ihr Ehemann) Beweggründe wurden nicht erläutert, wo mich doch gerade die interessiert hätten. Ihm wurde einfach eine Geschichte angehängt, die der Leser aus zweiter Hand erfährt. Mir jedoch fehlte da noch ein klärender Dialog zwischen Hulda und ihm. 
Ansonsten habe ich wenig zu bemängeln. Der Mordfall löste sich logisch, wenn gleich auch sehr spannend auf, auch wenn er mit dem des ersten Bandes nicht ganz mithalten konnte. 
Ich würde generell Neulesern vielleicht empfehlen, die Reihe rückwärts zu lesen, so bleibt es spannender und ihr habt einen phänomenalen Showdown, denn der erste Band ist mit Abstand der beste der Trilogie!
Trotzdem sprechen wir bei NEBEL über einen grandiosen Thriller, den ich definitiv allen Fans dieses Genres ans Herz lesen würde, explizit zur anstehenden Weihnachtszeit. 
Ich freue mich definitiv drauf, in der Zukunft noch mehr von Jónasson lesen zu können. 


7 / 10 Schneestürme


Allgemeines zum Buch:
Erscheinungsdatum : 21.09.2020
Preis                        : 15,00€
Seitenzahl                : 352

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen