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Dienstag, 5. Mai 2020

Der Tattoosammler - Alison Belsham

(Rezensionsexemplar) 

Einige sammeln Briefmarken. Er sammelt Tattoos. 


Der Tattoosammler war der erste Thriller seit langem, welcher mich mal wieder begeistern konnte. Einige mögen mich für verrückt halten, dass ich mich gerade dann wieder für einen Thriller interessiere, wenn ich in das Beuteschema des Mörders passe, und wahrscheinlich haben sie damit auch komplett recht, aber ich habe trotzdem jede Seite genossen...

Als die Tattoo-Künstlerin Marni Mullins in Brighton eine blutige Leiche entdeckt, ist ihr erster Impuls, den schrecklichen Anblick so schnell wie möglich zu vergessen. Doch das ist unmöglich, denn nach einem zweiten grausamen Mord bittet Detective Francis Sullivan sie dringend um Hilfe: Der Serienkiller schneidet seinen Opfern Tattoos vom Leib, und Marnis Kenntnis der Szene ist Francis‘ beste Chance, den brutalen Mörder zu identifizieren. Doch Marni möchte seit einem schlimmen Vorfall in ihrer Vergangenheit nie wieder mit der Polizei zu tun haben – und beschließt, den Tattoo-Sammler selbst zu jagen, bevor ein weiterer Unschuldiger Opfer seiner scharfen Messer wird.
Als ich dieses Buch das erste Mal in der Hand hielt und darüber nachdachte, welche Geschichte es wohl mit sich bringen würde, hatte ich diverse Ideen und Vorahnungen im Kopf, doch keine wirklichen Erwartungen. Wie bei jedem Buch hoffte ich sehr, dass es weder zu unrealistisch, noch zu klischeebelastet daherkommen würde und ich wünschte mir starke und gute Protagonisten. Ich kann schon gleich zu Beginn vorwegnehmen und sagen, dass zwar nicht jeder meiner Wünsche vollständig in Erfüllung ging, aber erhört wurden sie alle. 

Beginnen wir doch am besten mit den Protagonisten: Marni ist eine sehr angenehme Begleitperson für einen Thriller, da sie meist weder zu hysterisch, noch zu unüberlegt handelt und somit der Leser ihre Entscheidungen und Postion gut nachvollziehen kann. Trotzdem musste ich feststellen, dass sie sich gerade gegen Ende des Buches wieder sehr den Stereotypen von Thrillern beugt, unüberlegte Entscheidungen trifft, nicht mehr rational denken kann und sich nicht wirklich schlau anstellt. Ich hätte mir lieber gewünscht, dass die Entwicklung anders herum verlaufen wäre, aber ich kann auch auf einer anderen Ebene verstehen, dass man nach solchen Erlebnissen nicht mehr ganz so frisch im Kopf ist. Daran störte ich mich also nur im Affekt, meist nur eine Seite lang, was ich leicht verkraften konnte. (Dass sie es zulässt, wie ihr Ex-Mann mit ihr umgeht, empfand ich jedoch in jeder Zeile als unemanzipiert und schwach, und hat mich tatsächlich des Öfteren auch sehr gestört.)
Schwerer fiel es mir dann schon bei ihrem Sohn Andy, welcher zu Beginn des Buches achtzehn Jahre alt ist, gegen Ende dann neunzehn, aber redet und sich verhält, als wäre er im Kopfe zehn. Vielleicht liegt es daran, dass ich in einer identischen Altersklasse bin und daher diesen Punkt etwas kritischer betrachte, aber kein junger Erwachsener in diesem Alter redet wie Andy. Niemand. Also zumindest niemand, den ich kenne. Es würde auch keiner in diesem Alter sagen, dass er hunger hat, wenn die Mutter gerade im Krankenhaus aufgewacht ist, aber vielleicht ist Andy auch einfach etwas unreif, kann ja vorkommen. Da er jedoch zum Glück nur eine kleine Rolle gespielt hat, musste ich in diesem Zusammenhang nur einige wenige Male die Augenbrauen zusammenziehen. 
Doch auch die Polizisten bereiteten mir an einigen wenigen Stellen Bauchschmerzen. Das Schemata ''guter Cop, böser Cop'' wurde gnadenlos bis zum Ende durchgezogen, ebenso wie die Rollenverteilung, dass alle Polizisten Tätowierte für Verbrecher halten und alle Tätowierten Probleme mit der Polizei haben. Das, muss ich ehrlich gestehen, empfand ich an einigen Stellen als sehr ermüdend, ein Polizist mit Tattoos oder ein kooperativer Künstler wären hier sehr erfrischend gewesen. 
Dafür möchte ich SEHR positiv den Schreibstil hervorheben. Ich stieß mich nicht ein einziges Mal an einer unschönen Formulierung und gerade die Kapitel aus der Sicht des Mörders waren unglaublich gut! Zudem mochte ich die technische Seite der Morde wirklich gern, das Vorgehen wurde sehr nüchtern und informativ und doch so fesselnd beschrieben, dass ich an einigen Stellen geschockt von meinem eigenen Interesse war. Auch wurden die Kapitel nie so eklig, dass es mich anwiderte, es blieb stets diese Neugierde, immer mehr und weiter darüber zu lesen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen konnte. 

Am Ausgang des Werkes störte mich dann nur eine Sache: die entstandene Liebesbeziehung. Ich verrate nicht zwischen wem, aber für mich ging das etwas zu schnell, beide kannten sich kaum und hatten fast gar keine Gemeinsamkeiten oder Überschneidungen, die eine Beziehung möglich machen würden. Für mich hätte man den Teil mit der Liebe auch einfach weglassen können, den brauchte dieses Buch nun wirklich nicht, um gut zu sein, dafür reichte schon die grandiose Story.

Ich mochte, wer der Mörder war, ich mochte den Showdown, ich mochte die Entwicklung, da man zu jeder Zeit gespannt vor den Zeilen saß, weshalb ich dieses Buch nur allen empfehlen kann, die sich sehr für Tattoos interessieren (da diese Thematik hier unweigerlich eine große Rolle spielt) und natürlich auch jedem, der dazu noch das Gefühl liebt, ein Buch für Stunden nicht aus der Hand legen zu können.


8,5/10 Tattoos


Allgemeines zum Buch:
Erscheinungsdatum : 10.02.2020
Preis                        : 10,00€
Seitenzahl                : 496  

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